Konzertplakat
Konzertplakat


 

                   LIVE IM SEKTOR

Punk Festival-CD Berlin 1983
Punk Festival-CD Berlin 1983

 

Das Punk Festival mit dem Sound der Mauerstadt im Berlin der Frühachtziger

 

Die LIVE IM SEKTOR CD ruft auf eindrucksvolle Weise die Erinnerung an die große Berliner Zeit in der Kultur- und Musiklandschaft der auf-regenden, frühen Achtziger zurück, als die Spielstätte in Berlin-Kreuzberg, unweit von der „Hasenheide“ gelegen, für etwas mehr als eine Saison, zum Anziehungspunkt der damaligen Punkszene wurde. In bester „D.I.Y.“ Manier wurde dieses Festival von den teilnehmenden Bands selbst organisiert, ohne etablierte Veranstalter, damals in Punkkreisen gängige Praxis.

Das Jahr war noch keinen Monat alt, als am 27.Januar 1983 vier Berliner Punkbands, unterschiedlichster Ausprägung aufspielten. Diese waren in der Berliner Szene keine Unbekannten, handelte es sich schließlich um CCCP, ELEGANT, TBC und IXTOC-1. Dieses hochkarätige Quartett, Berliner Achtziger Punkkultur, ergänzte sich an diesem denkwürdigen Abend, schon aufgrund unterschiedlicher Spielart. Jede Band hatte ihren ureigensten Stil und sogar eigene Fangruppen.


                          CCCP                                                  ELEGANT                                                   IXTOC-1                                                      TBC


Punk vom Feinsten

Die Gruppe IXTOC-1, wurde leider nicht mitgeschnitten, vielleicht weil sie den Abend eröffneten und es bei deren Auftritt noch größere technische Probleme gab. Diese zogen sich aber permanent, wie ein “roter Faden”, durch den gesamten Abend, wie sich an den Reaktionen des Publikums und der Bands unschwer `'raushören lässt.

Zu dem wollte es der Zufall, daß beim Einlaß Berlin´'s bekannte Konzertveranstalterin Monika Döring, nicht von Leuten, die gerade an der Kasse saßen, erkannt wurde. Sie stand nicht auf der Gästeliste und man „besaß doch die Frechheit von ihr Eintritt zu verlangen“ und ihr den Gratis Zugang zu verwehren. Diese neue Erfahrung saß bei ihr so tief, daß sie den ganzen Abend über am „Rumspektakeln“ war. Auch der Mensch am Mischpult rief wiederholt, in Richtung Monika Döring, zur Zurückhaltung auf, was sie aber nur noch mehr anstachelte.

Damit war zumindest von dieser Seite schon mal für Unterhaltung gesorgt! Animiert durch das Rumgekreische von den „billigen“ Plätzen zeigte sich das Publikum schließlich auch nicht mehr zurückhaltend, was von den darbietenden Bands unterschiedlich aufgenommen wurde:

Wolfgang ELEGANT
Wolfgang ELEGANT

Im Lager von ELEGANT nutzte man die aufgeladene Stimmung um in gewohnter Weise noch „Öl in's Feuer“ zu gießen. Beim Auftritt spielten sich Sänger und Bassist „die Bälle zu“ und heizten den brisanten Zuschauer-Cocktail aus Provokation und Wut auf elegante Weise an.

 

Dabei waren sie selbst mit provokanten Sprüchen ausnehmend großzügig, was bis hin zu Handgreiflichkeiten seitens des Publikums führte. Dort hatten sich inzwischen die Lager geteilt. Die ELEGANT Fans behielten bei dem Gig aber die Oberhand.

TBC
TBC

Bei TBC nahmen die technischen Probleme noch größere Ausmaße an. Der Gesang fiel teilweise gleich Songweise aus. Die Stimmung des Sängers entwickelte sich in Richtung Nullpunkt. Er war ob der Schwierigkeiten mit dem Sound zunehmend „angepisst“, versuchte seinerseits die TBC Fans zu beruhigen indem er Geduld anmahnte.

 

Zwischen den Songs kam es wiederholt zu Diskussionen der Bandmitglieder untereinander. Trotzdem oder gerade deshalb legten TBC an diesem Abend vielleicht ihren besten Auftritt hin!

 

CCCP
CCCP

 

Bei CCCP hingegen schien man von alldem völlig unbeeindruckt. Vom Start an und mit ungeheurer Wucht, scheinbar unberührt von sämtlichen Unwägbarkeiten, die auch diese Band nicht verschonten, walzten sie mit Brachialsound, schon im Vorfeld, alles nieder.

 

Auf Feinheiten kam es hier nicht mehr an. Sie sollten Recht behalten, denn ihr Publikum dankte es ihnen.


Ein außergewöhnlicher Abend der (Punk-) Extraklasse

Trotz widriger Umstände, vor allem eben technischer Art, gelang den Bands ein überzeugender Event von großer musikalischer Kraft. Jede Band legte sich gehörig „in's Zeug“ um die Konkurrenz zu übertreffen. Im Ergebnis zeigte jede Gruppe eine ihrer überzeugendsten Leis-tungen an diesem außergewöhnlichen Abend.

Auf den Mitschnitten ist zum Glück kaum von den technischen Mankos zu hören, kommen die Stücke doch klanglich sogar sehr kraftvoll rüber. Hierbei konnte, anders als bei schwachen Walkman Aufnahmen, das Mischpult für die Mitschnitte genutzt werden. Eine vorausschauende Ent-scheidung. Damit ist der Abend vom 27.01.1983 der Nachwelt erhalten und beweist deutlich, warum Berlin damals die Zentrale des Punks in Deutschland war!

Ratte TBC
Ratte TBC

Aber dieses beeindruckende Zeugnis Berliner Musikkultur der Frühachtziger, hat seine Veröffentlichung mehr dem Zufall zu verdanken:

 

Die Aufnahmen zu diesem Ereignis galten nämlich, trotz damals schon bekanntem Wissen um die Mitschnitte, für lange Zeit als verschollen.

 

Erst vor einigen Monaten wurden die wiederentdeckten Bänder, den Fans und Hörern, dieser einmaligen Ära Berliner Bandgeschichte, nahezu unverfälscht zugänglich gemacht.

 

Bemerkenswert an diesem turbulenten Abend war ja, daß es zu keinen nennenswerten Blessuren oder Verletzungen kam. Aber noch bemerkenswerter, daß es neben diesem einmaligen Live Dokument Berliner Punkkonzerte keinen weiteren Tonträger, in dieser Qualität und Form zu geben scheint. Kult!!

 


 

In Berlin ging alles eine Runde schneller und härter zur Sache als anderswo.

Berlin hatte die verrücktesten Gruppen, die brillantesten Ideen, die radikalsten Texte, und das härteste  Publikum.

 

 

 

Bei LIVE IM SEKTOR handelt es sich um eine erstklassige Zusammenstellung zur Punkrock-Geschichte West-Berlins und zu einer Ära Berliner Untergrund-Kultur, die an Wichtigkeit kaum zu überschätzen ist.

Schon kurz nach Erscheinen drängt sich LIVE IM SEKTOR als unverzichtbar auf.

 


Die Bands

CCCP war eine im April 1981 gegründete Berliner Band, deren gelungene Mischung aus Metal- und Punkelementen in Kombination mit deutschem Gesang, sich in keine der üblichen Schubladen stecken ließ. Mit dem speziellen Stilmix ihrer aggressiven Musik erspielten sie sich im Berlin der frühen Punk Ära ein beachtliches Publikum.

 

 Anders als der Bandname vermuten läßt, geht dieser auf die Anfangsbuchstaben der Namen einzelner Mitglieder zurück. Peter Zerbe (Bass), Carsten Schulz (Gitarre) Christian Martini (Gesang) Rainer „Crash“ Pesch (Schlagzeug) hatten ausschließlich eigene Stücke und spielten in den gängigen Westberliner Clubs, Festivals  und sonstigen Auftrittsorten.

 

CCCP war eine eher unangepasste Band die mit ihrer Musik das Lebensgefühl vieler Berliner Hardrock Fans prägte und ihren nicht unerheblichen Teil zum musikalischen Sound der Mauerstadt beitrug.

Der für sie typische Stil waren eingängige Gitarren- und Bassvariationen, harte, dem frühen Punk entlehnte Riffstrukturen, und raue, aggressive Gesangslinien.

 

Seit ihrer Auflösung, Mitte der Achtziger, gelten sie als die Vorläufer des Metal in Berlin. Die Aufnahmen auf LIVE IM SEKTOR lassen erkennen warum!

 


 

ELEGANT, eine außergewöhnliche Live Band, die in der  Berliner Szene der Frühachtziger für erhebliche Aufregung sorgte. Allein schon ihr Name war zur damaligen Zeit für viele eine echte Provokation!

 

So kamen ELEGANT ohne die damals handelsüblichen Parolen und Punk-Klischees aus, hingegen experimentierten sie lieber mit stilistischen und musikalischen Grenzüberschreitungen. Damit eroberten sie nicht nur das coole, musikverwöhnte Berliner Konzertpublikum sondern auch die stets kritische Berliner Presse. Ihre Konzerte waren legendär.

 

Gegründet 1981, bestand die Band aus Rainer Beyersdorf (Gesang), Michael Pfeiffer (Bass), Hansi Nischwitz (Gitarre) und Wolfgang Schmidt (Schlagzeug).

 

Sie spielten melodischen Punk mit deutschen Texten, der stark von englischen Bands der späten 70er geprägt war und landeten gleich zu Beginn ihrer Karriere einen großartigen Independent-Hit namens „Arschloch".

 

Im Verlauf ihrer musikalischen Entwicklung erweiterten sie das Repertoire ihrer exzellenten Eigenkompositionen so erheblich, dass Berlins größtes Stadtmagazin Tip zu der Einschätzung kam ELEGANT wären der musikalischen Entwicklung um viele Jahre voraus. Diese Band spielte in ihrer eigenen Liga. Mit ihrem Sound übten sie sogar Einfluss auf die frühen Ärzte aus.

 

 „Harte Riffs und minimalistische Details machen den Punk aus. ELEGANT setzen ihn um, in Perfektion“  (Music News).

 

Wer auf heutigen Punk der Marke Front oder Herpes steht, wird an dieser Band nicht vorbeikommen.


 IXTOC–1 benannten sich im Oktober 1979 nach einer im Juni des Jahres im südlichen Golf von Mexiko havarierten Ölplattform die die bis dahin größte Ölpest überhaupt auslöste. Sie bestanden aus Christian Werner (Gesang, Gitarre), Mathias Klötzke (Bass, Gesang), und Lutz Werner (Schlagzeug). Zeitweilig war auch Harald Gantzberg für den Gesang zuständig.

 

Ihre Musik bewegte sich zwischen weißem Reggae und schnellem Gitarrenrock. Die Band versuchte immer einen nichtkommerziellen Weg zu gehen und gründete zusammen mit anderen Bands ein eigenes Kollektiv, das sich radikal gegen jeglichen Kommerz stellte.

 

In ihrem eigenständigen musikalischen Spielraum musizierten IXTOC-1 stilsicher, solide und einfallsreich. Bekannt wurden sie durch ihre 1982 veröffentlichte Mini-LP „Gut ist, was modern ist“.

 

Nicht zuletzt auch wegen der stets basisnahen Texte gab es in Berlin ein interessiertes Publikum für ihre Musik. In späteren Jahren änderten sie dann ihren Namen in The Ixtoc und gingen auch zu einem anderen Musikstil über.


TBC zählt zur zweiten Generation Berliner Punk Bands, nach PVC, Ffurs  oder Tempo. Nach diversen Auftritten in den einschlägigen Punk Läden oder auf Straßenfesten, veröffentlichte die Band 1982 die Atompilz EP mit 7 Songs.

Ihr Stück „Chaos“ ist auf wenigen Samplern zu finden, darüber hinaus existiert ein brillanter Mitschnitt von ihnen auf dem LIVE IM SEKTOR  Ton-träger.

 

Die Band um Gitarrist und musikalischem Kopf  „Ratte“, spielt dort fast alle Stücke von ihrer Atompilz EP mit großer Wucht und druckvollerer Weise als auf den Studioaufnahmen. Sänger Klaus Burak klingt bei den Live Stücken weitaus kraftvoller, aggressiver und weniger zurückhaltend als bei den Studiosongs.

 

Es ging ihnen in ihren Songs um Rebellion, Unangepasstheit und das Sichtbarmachen bürgerlicher Doppelmoral. Und es ging um Krach und Spaß. Sie erzeugten eine explosive Punk-Mixtur von rabiat bis krachig und mit der Energie ihrer Songs gaben TBC ihren Fans was sie wollten: Eine harte Band, laute Musik und ein Punkrock-Konzept allererster Güte.

 

 Ein Mitglied der Band ist leider vor einigen Jahren verstorben: Schlagzeuger Rainer Mannigel


Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, schaue sich hier mal um:

 

Coretex Records

Discogs

booklooker

incognito records


Ein kleiner Nachschlag zu den Bands gefällig?

 

CCCP: RockinBerlin

ELEGANT: Wikipedia, Elegant-Fanseite, RockinBerlin, Das Arschloch wird 40, zxc.wiki, Musik-Wiki, Enzyklo

IXTOC-1: Discogs, Berlin Records, musik-sammler

TBC: RockinBerlin

Danke für's Anschauen und Lesen.


Mal hören wie es wirklich war?

Anlässlich der Veröffentlichung der CD „Live im Sektor - Berlin1983“, kam es im August vergangenen Jahres in den Räumen des Degray-Publishing Musikverlags zu einem kurzweiligen Gespräch der eleganten Vier von Elegant.

Was erwartet Dich?

Sie sprechen dabei nicht nur über dieses Konzert, die daran beteiligten Bands und die damit verbundenen Komplikationen, sondern räumen darüber hinaus auch mit ein paar hartnäckigen Punk-Mythen auf. Des Weiteren gewinnt der geneigte Hörer zusätzlich noch aufschlussreiche Erkenntnisse über die Berliner Musikszene der 80er Jahre.

Über wen wird gesprochen?

Elegant sprechen unter anderem über Die Ärzte, Ideal, Slime, Toxoplasma, Die Toten Hosen, Einstürzende Neubauten, Frau Suurbier, Jim Rakete, Jürgen Jürgens, Peter Radszuhn, Wolfgang Doebeling Monika Doering und etliche andere.

 

VORSICHT: Dieses Gespräch kann bei sensiblen Gemütern schwere Erregung auslösen!

 

Du kannst dir  hier alles anhören und dir selbst eine Meinung bilden.

Viel Spaß, viel Freude.